Für sein Bemühen, die Probleme des Zusammenlebens unterschiedlich geprägter Menschen sowohl komisch als auch ernst lebendig werden zu lassen – als Künstler und Persönlichkeit, als Vorbild gelebter und gelungener Integration sowie als Mahner an die Politik, sich ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung zu stellen, erhält Abdelkarim den Stiftungspreis 2018.
Für sein Wirken als Kommunalpolitiker mit seinem Arbeitsteam – Handeln und „Einbindung“ als Antwort auf die Herausforderungen der Flüchtlingswelle, der „Gmünder Weg“, erhalten Richard Arnold und das Team PFIFF den Stiftungspreis 2018.
Aus der Festveranstaltung
Der „Einsatz für ein gutes Zusammenleben und gegen Ausgrenzung und Vorurteile ist unverzichtbar“, betonte Annette Widmann-Mauz auf der Preisverleihung der Helga und Edzard Reuter-Stiftung in Berlin. Als Festrednerin sprach die Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration bei der Bundesregierung anlässlich der Ehrung des Kabarettisten Abdelkarim und von Richard Arnold, dem Oberbürgermeister von Schwäbisch-Gmünd.
„Die vielen Beispiele gelungener Integration sichtbar zu machen, ist der beste Weg, um Vorurteile zu entkräften“, sagte Widmann-Mauz. Das gelte umso mehr „gerade in Zeiten wie heute, in denen Populisten unsere Gesellschaft spalten wollen und Stimmung gegen Menschen anderer Herkunft, anderen Aussehens oder anderen Glaubens machen“.
Auch Dr. Haci-Halil Uslucan, Professor für moderne Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen, hob in seiner Laudatio auf Abdelkarim hervor, dass Ängste vor Unbekanntem das Urteilsvermögen der Menschen beeinträchtigen: „Angst macht uns Menschen klein und blockiert die Empathie mit Anderen“. Darum, so Uslucan weiter, wirke das humoristische Fokussieren auf die Angst und die politischen Angstmacher, wie es der Kabarettist Abdelkarim beherrsche, so pointiert, wenn er „kulturrassistische Deutungsmuster entzaubert“.
Der Professor bezeichnete Humor als eine der „zentralen Kategorien der interkulturellen Kompetenz“ und nannte als größte Stärke Abdelkarims, „dass er die Befunde der Integrationsforschung so pointiert, mit so viel Witz und Würze in den Alltag übersetzt, dass man versucht ist, Studierenden eher zu raten, zu ihm in die Show zu gehen als dicke Lehrbücher zu wälzen“.
Susanne Stiefel, Chefredakteurin der Wochenzeitung „Kontext“, würdigte Richard Arnold. Der Oberbürgermeister von Schwäbisch-Gmünd setze sich vielfältig für die Integration von Flüchtlingen ein und übertrage ihnen auch gemeinnützige Aufgaben, lobte Stiefel. Sie fasste Arnolds Credo so zusammen: „Wer etwas bekommt, soll auch etwas zurückgeben. Aber auch: Wer sich bemüht, in Deutschland anzukommen, wer die Sprache lernt, sich ehrenamtlich engagiert, eine Arbeit oder Ausbildung findet, der soll bleiben können.“
Die Journalistin bezeichnete den Kommunalpolitiker als einen Bauchmenschen. Das sei „sicher richtig, wenn dort die Menschlichkeit sitzt. Das Gefühl dafür, dass es in der Politik nicht nur um Gesetze geht, sondern immer auch um Menschen.“
In seinem Grußwort sagte der Stiftungsvorsitzende Edzard Reuter: „Plötzlich zielt das Leitwort „Integration“ in eine doppelte Richtung: den Zusammenhalt unserer zivilen Gesellschaft auf der einen, unsere gemeinsame europäische Zukunft auf der anderen Seite.“ Reuter, der einst vor der Nazi-Diktatur mit seinen Eltern in die Türkei emigrierte und sich dort integrierte, beklagte, dass es inzwischen in Deutschland türkischstämmige Mitbürger gäbe, „die unverändert von ihrer vermeintlichen Heimat, einem wiederentstehenden Osmanischen Reich, träumen – nicht wenige also, die nicht im Entferntesten an eine Integration mit den anderen hierzulande lebenden Menschen denken“. Auf einer solchen Grundlage könne „auf Dauer kein friedliches, auf den Fundamenten einer freiheitlichen Demokratie ruhendes Zusammenleben gelingen“.
Reuter weiter: „Mit dem Gelingen der Integration steht nicht nur der Zusammenhalt unserer Gesellschaft, sondern auch das friedliche Miteinander von Völkern und Nationen auf dem Spiel.“ Der Integration verdanke man die demokratische Stabilität der Nachkriegszeit in einem sich immer weiter vereinigenden Europa.
Richard Arnold und Abdelkarim teilen sich den mit 30 000 Euro dotierten Stiftungspreis der Helga und Edzard Reuter-Stiftung.