Für ihre Nachbarschaftshilfe bei Fragen zur kindlichen Entwicklung und Erziehung erhalten die „Stadtteilmütter“ mit den Zweigstellen des Diakonischen Werkes Berlin-Mitte und Neukölln-Oberspree den Stiftungspreis 2012.
Für seine journalistischen Arbeiten über das Leben der Menschen im Mittleren Osten erhält Michael Thumann den Stiftungspreis 2012.
Aus der Festveranstaltung
In Berlin wurden die Preisträger des diesjährigen Stiftungspreises der Helga und Edzard Reuter-Stiftung geehrt. Den mit 30.000 Euro dotierten Preis für besondere Leistungen auf den Gebieten der Integration und Völkerverständigung teilen sich der Journalist Michael Thumann und die „Stadtteilmütter″ vom Diakonischen Werk in den Berliner Stadtteilen Mitte und Neukölln-Oberspree.
Bundestagsvizepräsident Dr. h.c. Wolfgang Thierse lobte als Festredner das Engagement der Stiftung, die sich seit 1995 für Völkerverständigung und Integration einsetzt.
Edzard Reuter sagte in seiner Laudatio, mit Michael Thumann werde ein Journalist gewürdigt, der „seit Jahren sein ganzes Wissen, seine ganze Begabung, seine ganze Neugier und seinen ganzen Mut dafür einsetzt, selbst verstehen zu lernen und uns verstehen zu lehren, was die Menschen bewegt und prägt.″ Thumann sei ein Vertreter eines „verantwortungsbewussten Journalismus’, … der Wahrheit verpflichtet, ohne seine eigene Meinung zu verstecken″. Er verfüge zudem über die Fähigkeit, „in unbestechlicher Klarheit überzeugend zu berichten, wie ungeheuer komplex die Welt geworden ist″.
Michael Thumann arbeitet in Istanbul als Ressortleiter der Mittelost-Redaktion für die Wochenzeitung „DIE ZEIT″. In seinen Artikeln und Büchern informiert er seit Jahren über die unterschiedlichen Ethnien in der Region. Damit trage er dazu bei, dass den Leserinnen und Lesern ein differenziertes Bild der Menschen und ihrer politischen, religiösen und kulturellen Lebenswelten vermittelt wird, erläuterte Jury-Präsident Edzard Reuter in seiner Laudatio.
Er erinnerte daran, wie schwer es sei, „unter dem Druck eines verwirrend komplexen Geschehens nach der Wahrheit zu suchen, wo es kein Schwarz und kein Weiß als verlässliche Maßstäbe gibt″. Journalistisches Verantwortungsbewusstsein dürfe sich deshalb weniger denn je kommerziellen Vorgaben unterordnen oder den strategischen Interessen der Medienhäuser beugen.
In der Laudatio von Dilek Kolat auf die „Stadtteilmütter″ hob die Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen beim Senat von Berlin hervor, dass die berufliche Qualifikation von Müttern nichtdeutscher Herkunft dazu diene, diese als Multiplikatoren zu befähigen, um in ihren ethnischen Gemeinschaften Familien bei der Integration in die deutsche Gesellschaft zu unterstützen. Dies sei ein für Deutschland beispielhaftes Projekt.
Mit den seit 2004 aktiven „Stadtteilmüttern erreichen wir Familien, die wir sonst nur schwer erreichen″, sagte Dilek Kolat in ihrer Laudatio. Das Projekt sei damit „ein Beispiel für die Förderung von sozialer Verantwortung und Teilhabe″, betonte die Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen beim Senat von Berlin.
Gerade sozial benachteiligte Zuwandererfamilien würden die Hausbesuche der „Stadtteilmütter″ gerne annehmen, erläuterte die Senatorin. „Sie sprechen ihre Sprache″ – auch im übertragenen Sinne. Zudem würden sie „in vielen sensiblen Bereichen helfen, die Zielgruppe der schwer erreichbaren Familien anzusprechen.″ Dilek Kolat lobte, das Projekt erfülle „in hohem Maße und auf ganz praktische Weise den Gründungsgedanken der Helga und Edzard Reuter-Stiftung, denn es befördert mit seiner Arbeit das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft in Deutschland und bringt die Integration in unserer Stadt voran″.